Eindrucksvolle Mahn- und Gedenkstunde

Die Pogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938  waren Anlass zu einer Mahn- und Gedenkstunde am gestrigen (09.11.22) Abend im Innenhof des Rathaus’ Abtei, zu der OB Felix Heinrichs eingeladen hatte. Angesprochen war die Bevölkerung Mönchengladbachs, aber insbesondere die jüdische Gemeinde, denn die recht große bis Ende der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts, war wesentlich Opfer – aber sie nicht allein – von Verfolgung in der damaligen Zeit, in der die Nationalsozialisten die Regierungsgewalt im Deutschen Reich an sich rissen und dazu aufriefen, sogenanntes lebensunwertes Leben auszumerzen. Das es so etwas gäbe, hatte die Wissenschaft bescheinigt und floss dann in die Nürnberger Rassengesetze ein, was die Grundlage dafür gab, die Bevölkerung gegen einen Teil ihrer Mitbürger aufzuhetzen, was letztendlich in die Schoah mündete und den Tod von circa 6 Mio. Juden zur Folge hatte, aber auch vieler anderer, nicht nur Sinti und Roma, letztendlich  war das Leben eines jeden bedroht, der sich gegen das menschenverachtende Regime stellte.


Erinnerungsfoto zum Gedenken an den Abend des 09.11.22 mit Oberbürgermeister Felix Heinrichs, Dr. Leah Floh, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Professor Andris Breitling von der Hochschule Niederrhein, Kaij Fischer, Lehrer – und Schüler der Hans-Jonas-Gesamtschule, sowie Violinist Francis Norman, der eine Partitur schrieb und während der Veranstaltung vortrug, ©Stadt MG, das Beitragsfoto gibt einen Einblick in die Atmosphäre auf dem Innenhof des Rathaus’ Abtei, ©Gladbacher Tageblatt

Daraus ist bekanntlich in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg eine „Erinnerungskultur“ entstanden Allein schon deswegen, um dafür zu sorgen, das so etwas nicht mehr geschehen kann. Auch, um dem Mitgefühl Ausdruck zu geben, was den Verfolgten damals angetan wurde. Daraus entstanden Mahn- und Gedenkstunden, gestern hier, aber auch überall in deutschen Landen.

So etwas fließt natürlich auch in die Bildung ein, in die derer, die später Jugendliche unterrichten und dann die jungen Menschen selbst. So hat die Hochschule Niederrhein im Vorfeld dieser Gedenkstunde das Projekt „Stolpern-Erinnern-Erzählen” in Kooperation mit der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk entwickelt. Das Projekt zur Erinnerung an die Mönchengladbacher Opfer des Nationalsozialismus wurde im Rahmen des Seminars zur Kulturforschung im Masterstudiengang Kulturpädagogik und -management des Fachbereichs Sozialwesen an der Hochschule etabliert. Hier bei der Feierstunde wurde es unter Beteiligung von Lehrern und Schülern präsentiert.

OB Felix Heinrichs schlug in seiner Rede den Bogen von den Greultaten in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki. Schätzungen gehen davon aus, dass hier in der Nähe von Riga 35.000 bis 46.500 Menschen von Schergen, die von Nationalsozilisten beauftragt waren, einen grausamen Tod ausgeliefert und an Ort und Stelle in Massengräbern verscharrt wurden, darunter auch mindestens 179 Frauen, Männer und Kinder aus Mönchengladbach, die in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1941 mit einem Zug, der sich in Düsseldorf in Bewegung setzte deportiert wurden. Oberbürgermeister Felix Heinrichs machte sich dazu im Sommer vergangenen Jahres gemeinsam mit Dieter Breymann und Ulrich Elsen kundig, als er die Gedenkstätte an diese Verbrechen in Riga besuchte. In seiner Rede vor der Versammlung schlug er nun den Bogen zu einem anderen Ereignis der Reise, als die drei auf junge Menschen stießen, die fröhlich und unbelastet den Tag erlebten.

Und das ist natürlich auch eine Botschaft der Mahn- und Gedenkfeier. Alles Elend, dem wir Gedenken, darf uns nicht die Augen davor verschließen, dass wir in einer Welt leben, die es sich lohnt zu erleben. Das nicht zu vergessen, dazu trug dann auch die jüdische Gemeinde an diesem Abend bei, die zum Abschluss nach düsteren Gesängen, mit einer Folklore an das erinnerte, was jüdisches Leben über Jahrhunderte in Deutschland ausmachte: Frohsinn und Lebenslust.

Und wir sollten in diesem Zusammenhang auch erwähnen, dass in der dunklen Zeit unserer Geschichte nicht nur das Böse unterwegs war. Es gab damals auch Menschen, die ihr Wohlergehen, gar ihre Existenz überhaupt aufs Spiel setzten, um ihren jüdischen oder sonst betroffenen Mitmenschen den Untergang zu ersparen und ihnen den Weg in die Freiheit ermöglichten.

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