Hollmann reaktiviert Hannen

Seit Michael Hollmann Anfang des Jahrhunderts die Bolten Brauerei übernahm, ist aus der „angestaubten Marke Bolten Alt“ ein Juwel geworden. Er hat der ältesten Altbierbrauerei der Welt ein neues Image verpasst, und das ist auch gelungen, weil er sich mit der Mentalität der Menschen am linken Niederrhein identifizieren konnte. Gestern Abend (17.05.22) empfing er den Marketing Club Mönchengladbach zu einem Meeting in dem Festsaal, der sich in der ersten Etage des alten Brauereigebäudes befindet.

Michael Hillmann im Gespräch mit den Mitgliedern des Gladbacher Marketing Clubs

„Hauptsache ist, dass das Bier“ schmeckt, ist ein Wahlspruch von vielen des Mannes, der sich aus der Chefetage der Dortmunder Brau & Brunnen verabschiedete, um nach Neersbroich zu gehen, ein Stadtteil von Korschenbroich, um ein lokal und regional bedeutender Brauer zu werden. Dass ihm das gelang, lässt sich heute, ungefähr 20 Jahre später mit Fug und Recht nachweisen. Er hat nicht nur die alte Brauerei auf Vordermann gebracht, sondern die Gegend mit einigen neuen Kreationen versorgt, sein Bier in die Gastwirtschaften gebracht und ist dabei immer dem Geschmack der Leute gefolgt, das gilt für die Biere, die gebraut werden, wie für die Gebinde, in denen es unterwegs ist. Die einzige Dose dabei ist die für das Partyfässchen, alles andere ist Mehrweg, für das es gute Gründe gibt, hält doch eine einmal befüllte Flasche, wenn sie nicht mutwillig beschädigt oder zerstört wird, häufig länger als 20 Jahre im Kreislauf.

Die Coronakrise hat die Brauerei überstanden, was nicht selbstverständlich ist, wurde doch unmittelbar davor eine Investition in die Landwirtschaft begonnen. Die heißt nicht so, weil hier Ackerbau und Viehzucht betrieben wird, sondern es handelt sich um eine Restauration mit Tagungsmöglichkeit am Kopf des schon etwas älteren Biergarten, der während der zahlreichen Lockdownphasen auch keine Kundschaft bewirtschaften konnte. Das hat sich zum Glück erst einmal aufgelöst und in der Brauerei werden zwei Schichten gefahren, es könnten – wie vor der Krise schon geplant – drei werden, also rund um die Uhr.

Bierbrauen ist heute prozessgesteuert, weshalb dafür nicht mehr viel Personal gebraucht wird. Das gilt nicht für die Seite, die sich mit dem Abfüllen und Verpacken des Stöffchens befasst, das den Menschen gut schmeckt.

So ist es gelungen, eine Traditionsbrauerei in die heutige Zeit zu transformieren. Ein Beispiel, wo das nicht gelungen ist, ist Hannen, deren Ursprung in Korschenbroich liegt. Sie nahm in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg einen fulminanten Aufschwung, der Ausstoß wuchs und wuchs, Korschenbroich wurde zu klein, der Umzug nach Willich verschaffte der Gemeinde riesige Gewerbesteuereinnahmen, die versiegten, als eine neue Brauerei im Mönchengladbcher Stadtteil Neuwerk aus dem Boden gestampft wurde, 1,2 Millionen Hektoliter Hannen Alt verließen jährlich den Brauereihof, in den entferntesten Urlaubsgebieten und Großstädten Europas gab es Hannen Alt aus der Dose. Alles versiegt. Heute werden vielleicht noch 5 Hektoliter im Lohnverfahren in Krefeld abgefüllt. Das wird Michael Hollmann ändern. Er hat die Markenrechte erworben (wie auch die für Gatzweiler Alt)  und will demnächst Hannen in Neersbroich aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Und er ist sicher, er wird dem Stöffchen einen Geschmack geben, der sich von Bolten abhebt, gestützt auf eine Kundschaft, die Hannen noch kennt, natürlich dem Wahlspruch folgend: Hauptsache das Bier schmeckt.

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