In 4 Sekunden Sicherheit schaffen

Wenn Radfahrverkehr gut organisiert ist, gilt er als Markenzeichen einer modernen Stadt. Wer Anschauungsunterricht verträgt, der sollte mal ins benachbarte Holland fahren und sich ansehen, wie das mit Sicherheit funktioniert. Dass das da gut läuft, liegt daran, dass dort Fahrradverkehr schon immer gleichberechtigt zu Autoverkehr behandelt wurde, da ist man in Mönchengladbach noch weit entfernt. Hier, wie auch in anderen Großstädten, besteht nun die Gefahr, dass man das sprichwörtliche Kind mit den Bad ausschüttet, das heißt, man räumt dem Rad einen bevorzugten Vorrang ein, was schädlich ist und zu Reibereien unter den Verkehrsteilnehmern führt.

Marcel Klotz

Einen Vorrang sollte man dem schwächeren Verkehrsteilnehmer schon einräumen. Die Grünen in der Stadt haben sich darum verdient gemacht. Marcel Klotz, Sprecher der Grünen in der Bezirksvertretung Süd, hat sich z.B. an den Kreuzungen Gartenstraße/ Ecke Nordstraße und Gartenstraße/Ecke Breitestraße inspirieren lassen. Dort sind Signalanlagen für den Radverkehr installiert, die eigentlich den Radelnden Luft verschaffen sollen. Diese Ampeln waren aufgrund einiger Unfälle mit Radfahrern durch abbiegende Pkw eigens installiert worden, wurden aber jahrelang nicht zielführend geschaltet. „Sie sind derzeit noch weitgehend synchron zur Ampel für den Autoverkehr “, sagt der Grünen-Politiker. Einen Vorsprung vor den Autos hätten Radelnde kaum. Genau das wollte Klotz grundsätzlich geändert wissen. Mit diesem Anliegen stand er nicht allein. Es floss in den Umwelt- und Verkehrsausschuss ein, der beschloss, dass die Verwaltung alle im Stadtgebiet installierten Fahrradampeln auf ihre Vorrangschaltung hin überprüft und auf eine Vorlaufzeit einstellt, welche Radelnde schützt, die z.B. abbiegen wollen.

Nun hat die Verwaltung der Politik etwas vorgelegt. Danach gibt es bei 19 Lichtsignalanlagen im Stadtgebiet bereits eine separate Fahrradfahrer-Vorrangschaltung für den Radverkehr. An einem Großteil dieser Ampeln könnte die Steuerung so verändert werden, dass sowohl eine Mindestvorlaufzeit von zwei als auch von vier Sekunden eingerichtet wird. In der Beschlussvorlage schlug der zuständige Dezernent, Dr. Gregor Bonin, dem Ausschuss vor, Fahrradfahrenden eine Ampel-Vorrangschaltung mit einer Mindestvorlaufzeit von zwei Sekunden einzuräumen, was natürlich zu wenig ist, wie sich leicht erleben lässt. Es kostet etwa 67.500 €, die Ampeln auf einen Mindestvorlauf von zwei Sekunden umzustellen. Die Umstellung auf vier Sekunden kostet rund 75.500 €.

„Wir haben aktuell beschlossen, einen Vorlauf von vier Sekunden einzurichten, denn das schafft mehr Sicherheit für den Zweiradverkehr“, sagt Thomas Diehl, umwelt- und verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. „Mit diesem Beschluss haben wir den autozentrierten Blick der Verwaltung auf die Verkehrsführung nun etwas nachjustiert.“ Gerade ältere Menschen, aber auch unerfahrene Verkehrsteilnehmer, besonders Kinder, die mit dem Rad unterwegs seien, wüssten diese zusätzlichen zwei Sekunden sehr zu schätzen.

„Auf dem Rad möchte man sich aber auch sicher fühlen, und da ist ein bisschen mehr Zeit sehr hilfreich“, sagt der Politiker. Diehl: „Es ist uns klar, dass für den Radverkehr in Mönchengladbach noch viel getan werden muss. Aber wir arbeiten daran.“

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