Was Kriegskinder erählen

Das war ein Film, der sich mit denen beschäftigte, die Kinder waren, als der 2. Weltkrieg zu Ende ging. Sie erlebten etwas, was  ihre Biografie prägte bis auf den heutigen Tag, an dem sie in der Regel weit über 80 Jahre sind. Der Film ließ sie erzählen und begleitete mit Bildern aus Privatbesitz, Wochenschauausschnitten und ähnlichem. So wurde das Grauen lebendig.

Für den, der sich das angesehen hat, für den waren die Bilder erschreckend und verstörend. Aktuell ist auf Arte ein Film zu sehen, der sich mit Erlebnissen beschäftigt, die US-Soldaten erlitten, die sich in deutscher Kriegsgefangenschaft befanden. Was deutsche in  alliierter Kriegsgefangenschaft erlebten, darüber wird hute wenig berichtet.

Wie junge Menschen gestrickt werden, wenn sie durch beständiges Wiederholen von Ansichten auf eine Idee programmiert sind, wird am Beispiel von Lydia Bohling deutlich, die erste Episode des Arte-Films. Sie sagt heute, „ich war ein 120prozentiges Hitlermädchen“. Das was sie hörte, glaubte sie, und sie hatte ja auch keine Möglichkeit das anzuzweifeln, weil alle Medien auf die Nationalsozialisten eingespielt waren. Eine Tante, die es wagte zu sagen, der Krieg ist verloren, wollte sie bei der Gestapo anzeigen, was der Tante schreckliches Ungemach eingebracht hätte. Sie tat es nicht, aber sie war kurz davor, wie sie es im Film schilderte. Sie erzählt, dass ihnen gesagt wurde, wenn die Russen kommen, werden alle Frauen vergewaltigt. Das veranlasste die Familie als das anstand, alles im Haus zu eliminieren, was mit den Nazis zu tun hatte, in der Meinung, dass die „Befreier“ sie verschonen würden, wenn sie nichts finden würden, was auf eine Nazigesinnung schließen ließe..

Eine andere Episode spielt in Wetzlar, eine Stadt, die 200 km von Hildesheim entfernt ist, wo das erste Geschehnis spielte, die sich damit beschäftigte wie ein „Hitlermädchen gemacht wird.

Die Geschichte fängt an, dass Gisela Best erzählt, im Jahr 1956  500,- Mark bekommen zu haben, für ihre Mutter, die von der Gestapo einbestellt wurde und dann verschwand. Später stellt sich heraus, sie ist in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt worden ist. Ihr Vater hat ihr das verheimlicht. Sie hat es nur erfahren, weil sie einmal im Küchenschrank einen Brief gefunden hat, der den Totenschein ihrer Mutter enthielt, unterzeichnet vom Lagerkommandanten, der enthält, dass ihre Mutter an einer Darmkrankheit verstorben sei und eingeäschert wurde. Sie hat es ihrem Vater nicht gesagt, und sie hat ihn auch nicht danach gefragt.

Das ist etwas, was sich noch öfter im Film wiederholte, junge Menschen waren und sind oft sprachlos, wenn sie spüren, es passt nicht sich zu äußern, was zeigt, wie groß die Verantwortung der Erwachsenen ist. Die werden allerdings sehr häufig dem Anspruch nicht gerecht, Kinder und Jugendliche zu mündigen Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen. Sie werden auf den Mainstream trainiert, mit den geschilderten Folgen.

Dass Gisela Halb-Jüdin war, wie die Nazis das definierten, kommt erst später ans Tageslicht, als es die Mutter einer Klassenkameradin dieser wohl erzählte, mit dem Hinweis, man solle sich fern von ihr halten. Ein Skandal, der nicht ans Tagelicht kam. Das hat Gisela ihr Leben begleitet, bis auf den heutigen Tag.

Eine weitere Geschichte ist die von Ruza Orlean, damals 17 Jahre alt. Sie gehört zu  Überlebenden von Ausschwitz, die im ersten Friedensjahr in Europa unterwegs waren, als „displaced  person“ bezeichnet. Der von den Nationalsozialisten gesäte Unrat gedieh zu der Zeit weiter. Sie war mutterselenallein auf der Welt. Was sie veranlasste, nach ihren Verwandten zu suchen, und nach Frankfurt am Main kommt sie. Auf der Landstraße passiert „Ein Wunder“, wie sie es schildert. Auf einem Pritschenwagen entdeckt sie ihre Schwester und die Freude ist unglaublich, auch Hella hatte nicht geglaubt, dass Ruza noch lebt.

Der Film behandelte auch die„Entnazifizierung“. Die überlebenden Deutschen wurden geprüft, wie sie im „Dritten Reich“ lebten, wie sie sich verhalten haben, ob sie Täter waren oder Mitläufer. Das politische Führungspersonal – soweit es nicht freiwillig aus dem Leben ging oder im Krieg umkam – wurde bekanntlich in Nürnberg zum Tode verurteilt oder erhielt langjährige Haftstrafen.

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