Jüdische Schicksale in Gladbach

Benediktpreis von MG an Gunter Demnig verliehen

An einem kalten Frühlingsmorgen, am 29. April, versammelt sich eine kleine Gemeinde auf dem Bürgersteig vor dem Haus Schillerstraße 50 in Erwartung von Gunter Demnig, der hier in den mit Betonplatten ausgelegten Fußweg vier „Stolpersteine“ einlassen soll, die wie an mehr als 100 Stellen in Gladbach und in vielen anderen Städten Europas an jüdische Schicksale erinnern, in dem Fall an das einer Familie Adler, die hier bis 1936 lebte und der Vernichtung entkam, weil sie rechtzeitig nach England ging. Wenig später begann der Terror gegen „lebensunwertes Leben“. Das wurde so in den von Nationalsozialisten verabschiedeten Nürnberger Rassengesetzen definiert. Zu dem zählte neben dem der Semiten, das der Sinti und Roma auch das von Behinderten, für die eigens, mit Beteiligung von Ärzten, ein Euthanasieprogramm entwickelt wurde, eine – nicht nur – für die jüngeren Generationen schwierig vorstellbare Schande.

Erika und Ernst Adler im Gespräch mit OB Felix Heinrichs

In der Gesellschaft, die sich vor Haus 50 in der Schillertraße versammelte, waren Ernst und Erika Adler, denen Gladbacher Spendenbereitschaft die Möglichkeit schuf, an diesem Tag dabei zu sein und eine Reise aus den USA hierher ermöglichte, betagte Leute heute, schon ein wenig gebrechlich und auch dabei eine Nichte der beiden, die aus der Schweiz an den Niederrhein kommen konnte. Nicht dabei sein konnten Max und Erika Adler, an die zwei weitere „Stoplersteine“ erinnern, denen auch die Flucht gelang, die aber inzwischen aus dem Leben gingen. Dabei die Vorsitzende der jüdische Gemeinde in Gladbach, Dr. Leah Floh und OB Felix Heinrichs, wobei verziehen werden darf, das diese Aufzählung nicht vollständig ist. Alle vereint in der Trauer um Geschehenes und in der Zuversicht, dass ähnliches sich nicht wiederholt.

Gunter Deming auf der Schillerstraße

Neben den vier auf der Schillerstraße, verlegte Demnig weitere 13 „Stolpersteine“ an fünf Stellen au Bürgersteigen in Mönchengladbach neu.Er begann das Projekt mit den „Stolpersteinen“ insgesamt – in Messing eingeschlossene Steine, die auf der Oberseite in wenigen Worten an die Menschen erinnern, die hier wohnten und Opfer des Rassenwahns wurden – 1996. Er hat mehr als 75.000 Steine in 1.265 deutschen Kommunen und in Kommunen von 27 Staaten Europasverlegt. In Gladbach war er schön öfters, wie auch an diesem 29. April. Geschaffen hat er das größte weltweite Denkmal an die Gräuel der nationalsozialistischen Zeit. Vom Gladbacher Tageblatt befragt, wer ihn denn auf den Gedanken gebracht habe, so etwas zu schaffen, antwortet er: „Ich allein, das ist eine lange Geschichte.“ Der Bitte, davon etwas davon zu erzählen, verschloss er sich allerdings. Vielleicht hört man ein anderes Mal dazu etwas.

Am Abend des 29. April wurde Gunter Demnig der Benediktpreis von Mönchenglabach verliehen. Dafür versammelte sich auf Einladung des Kuratoriums eine Festgemeinde im Festsaal des  Haus Erholung, musikalisch begleitet von dem Vitus-Quartett der Niederrheinischen Sinfoniker, ergänz um eine Klarinette, die Jens Singer zu Gehör brachte.

OB Felix Heinrichs, Armin Laschet, Gunter Demnig, Helmut Linnenbrink, Vorsitzender des Vorstands und Prof. Dr. Ulrich Kania, Vorsitzender des Kuratoriums (v.l.n.r.), Gruppenbild von der Preisverleihung

Die Laudatio hielt Armin Laschet, Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens a.D., was die Wirkung des Preises unterstreicht, der seit mehr als einem halben Jahrhundert vergeben und seit seiner Neuausrichtung (2013) neben dem Aachener Karlspreis und dem „Preis des Westfälischen Friedens“ in Münster der dritte Preis in Nordrhein-Westfalen ist, der landesweitem Anspruch und überregionaler Bedeutung hat. 

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