Keine Straßenbauprojekte

Interview mit OB Felix Heinrichs.

Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrich hat der Chefredaktion des Gladbacher Tageblatts ein ausführliches Interview gegeben, in dem die wichtigen Politikfelder der kommenden Jahre abgehandelt werden: Die Stadt- und Verkehrsentwicklung, die Smart City, Kultur in Mönchengladbach, der Sport sowie die Absichten für Schulen und Hochschulen.

Zentrale Aussagen des OB: Völlig neue Straßenbauprojekte sind nicht in Sicht, wohl aber eine Verbesserung der Rad- und Fußwege.

Es sollen mehr neue Wohnungen, auch Sozialwohnungen gebaut werden. Das Projekt 19 Häuser inkl. des Neubaus des Zentralen Omnibusbusbahnhofes (ZOB) verzögert sich, aber es kommt. Heinrichs ist auch die Kultur wichtig und er wünscht sich, dass junge Menschen Zugang zu den vielfältigen Kulturangeboten finden. Es gibt die Absicht, die Gebäude der Schulen in Gladbach zu sanieren. Alleine an einem Standort, wie der Gesamtschule Espenstraße, werden zweistellige Millionenbeträge ausgegeben. 

Felix Heinrichs

Wegen der Länge des Gesprächs bringen wir es in Teilen. Der erste, nachfolgende Teil, beschäftigt sich mit einigen Aspekten der Stadtentwicklung.

Frage: Fangen wir mit dem Wohnungsbau an.

Felix Heinrichs: Mönchengladbach hat ein ähnliches Problem wie alle Großstädte. Bezahlbare und moderne Wohnungen sind knapp. Als Stadtverwaltung sind wir dabei, ein neues Handlungskonzept Wohnen zu erstellen, in dem es dann auch Aussagen darüber geben wird, wie wir mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Die Nachfrage ist vielfältig: Von dem klassischen Einfamilienhaus im Grünen über Mikro-Appartements und Geschosswohnungsbau wird alles angefragt. Mir ist wichtig, viele Akteure einzubinden, die gemeinsam den Wohnungsmarkt gestalten. Dazu gehören dann auch Großprojekte wie die Seestadt.

Frage: Und Sie denken, dass das alles in absehbarer Zeit realisierbar ist?

Felix Heinrichs: Den bereits eingeschlagenen Weg gehen wir weiter und nehmen notwendige Anpassungen vor. So ist es in den letzten Jahren gelungen, alle Fördermittel für geförderten Wohnraum abzurufen. Grundsätzlich will ich die städtischen Wohnungsunternehmen stärken und neben Neubauten auch Bestandssanierungen in den Blick nehmen.

Frage: liegt denn auch ein Blick auf dem Sozialen Wohnungsbau?

Felix Heinrichs: Es braucht gute Projekte und vor allem eine gute Beratung für Interessierte, um die Fördermittel abzurufen.

Frage: Gibt es denn noch genug Flächen, die bebaut werden können oder müssen neue erschlossen werden?

Felix Heinrichs: Das erste Ziel sollte sein, erst einmal schon versiegelte Flächen zu nutzen, gerade auch aus ökologischen Aspekten. Erst danach kommen bisherige Freiflächen in Betracht. Das lässt sich allerdings nicht immer so dogmatisch durchhalten. Manchmal haben wir Lückenschlüsse, wo es Sinn macht, neue Wohnungen zu bauen. Die bisherige Bezirkssportanlage Morr ist ein Beispiel. Die Sportfläche könnte bebaut werden und der Verein könnte eine neue Heimat auf einer nicht genutzten Friedhofserweiterungsfläche erhalten.

Frage: Gibt es denn eine Vorstellung, wie viel Wohnungen im Jahr gebaut werden können?

Felix Heinrichs: Wir haben im Moment rund 400 Baugenehmigung pro Jahr. Durch verschiedene Maßnahmen wollen wir diese Zahl steigern. Großprojekte wie die Seestadt oder die Maria-Hilf-Terrassen sind natürlich positive Ausschläge.

Frage: Das sind aber wohl frei finanzierte Wohnungen, nicht wahr?

Felix Heinrichs: Es entstehen geförderte und frei finanzierte Wohnungen.

Frage: Haben wir denn im Augenblick einen Zuzug in die Stadt?

Felix Heinrichs: Es kommen nach wir vor neue Menschen nach Gladbach. Wichtig ist, sich die Zahlen genau anzuschauen. Wie ist das Verhältnis von Geburten und Sterbefällen? Wer zieht neu in die Stadt und wer weg? Wie viele Menschen pendeln in die Stadt oder aus ihr heraus?

Frage: Nun haben wir diesen Bereich ein wenig angerissen. Als nächstes würde ich Sie gerne zum neuen Rathaus ein wenig befragen. Das ist ja wohl jetzt schwieriger zu finanzieren, weil die Mittel natürlich zurückgegangen sind – oder sehe ich das falsch?

Lebendige Stadt, Rendering Innenleben neues Rathaus

Felix Heinrichs: Das neue Rathaus hat ja den Sinn, Kosten zu sparen. Wir haben zurzeit die Verwaltung verteilt auf viele Standorte, die baulich in schlechtem Zustand sind, energetisch nicht gut und nicht optimal geschnitten sind. Hier ist kein guter Bürgerservice zu verwirklichen. Wenn wir das in einem neuen Rathaus zusammenfassen, rechnet sich das. Die Kosten, die wir einsparen, finanzieren den Neubau, insofern hat die Corona Pandemie nur wenige finanzielle Auswirkungen auf diese Projekt.

Frage: Sie denken, dass sich das selbst finanziert?

Felix Heinrichs: Es muss sich über die Wirtschaftlichkeit tragen, sonst würden wir es auch gar nicht machen.

Frage: Das heißt, die Mittel die für das neue Rathaus benötigt werden, sind finanziert?

Felix Heinrichs: Das ist gerade in der Prüfung. Nur, wenn wir mehr Geld einsparen, als wir ohne neues Rathaus in den nächsten Jahrzehnten für die Bestandsimmobilien ausgeben müssten, ist die Entscheidung tragbar.

Frage: Nun heißt es, dass Sie nicht alle Bereiche der Verwaltung in das neue Rathaus integrieren wollen, z.B. das Straßenverkehrsamt. Ist das eigentlich gut durchdacht, dass das nicht geschehen soll?

Felix Heinrichs: Es gibt Sonderbereiche, dazu gehört das Straßenverkehrsamt aber auch das Gesundheitsamt. Hierbei sind die Anforderungen so groß, dass sie den Bau unglaublich teuer machen würden.

Frage: Das neue Rathaus könnte ja eine Initialzündung für Rheydt werden. Es kommen mehr als 1000 Leute neu nach Rheydt, die die Anwesenheit ja auch nutzen könnten, ihren täglichen Einkauf hier zu erledigen oder auch den Luxusbedarf hier zu decken. Denken Sie, dass dies Rheydt guttun wird?

Felix Heinrichs: Ich hoffe schon. Rheydt steht vor großen Herausforderungen und wir können diese nur mit vielen kleinen Lösungen managen. Das Rathaus ist eine etwas größere Chance, aber keinesfalls die einzige.

Frage: Sie haben ja schon mal angedacht, dass man in das Karstadt-Gebäude, welches ja der Stadt gehört, viele kleine Gewerbeeinheiten unterbringen könnte. Ist das noch aktuell?

Felix Heinrichs: Unabhängig von der aktuellen Situation soll das neue Rathaus ein offenes Haus für die Menschen werden. Kurzfristig ist geplant, den Leerstand mit Leben zu füllen.

Frage: Gibt es da schon konkrete Ansätze?

Felix Heinrichs: Wir sind in der Planung.

Frage: Nun geht ja nicht nur Karstadt weg, Real geht und auch Saturn. Ist hier etwas in petto?

Felix Heinrichs: Wir haben eine Förderzusage vom Land NRW, um Leerstand zu beleben und neue Nutzungen zu entwickeln.

Fortsetzung des Interviews folgt

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