Lettow-Vorbeck verschwindet

In Gladbach gibt es eine Diskussion, wie man mit Straßennamen umgehen soll. Dabei geht es wesentlich um Namen, die als belastend empfunden werden. 

Namen von Straßen spiegeln immer etwas von dem wider, was vor der Haustür und in der großen weiten Welt passiert, wenn man einmal davon absieht, dass Dichter und Denker –früher sind wir mal das Land der Dichter und Denker genannt worden -, eine Ehrung erfahren, indem man ihnen Straßenzüge widmet, ebenso wie Erfindern, früher auch Fürsten und Regenten, aber auch Heerführern und Admiralen. Nun ja, Politiker auch. Die Dahlener Straße war ja einmal Joseph-Goebbels-Straße. Nun, dem hat man sich schon vor einiger Zeit entledigt.

Jetzt geht es um andere Straßen. Zum Beispiel um die Lettow-Vorbeck-Straße. Die hieß vor 1935 „Am Rosengarten“, und das soll sie wieder werden.

Oberbürgermeister Felix Heinrichs wird dem Rat am 30. Juni eine Beschlussvorlage vorlegen, um die Lettow-Vorbeck-Straße unverzüglich umzubenennen. Sie soll wieder den ursprünglichen Namen erhalten: „Es geht jetzt darum, die langanhaltende Debatte zu einem Ende zu bringen. Nach Gesprächen mit Anwohnern und Anwohnerinnen der Straße hat mich jetzt ein Brief der Anwohnerschaft erreicht, der die Absicht zur Umbenennung unterstützt und den Namen ‚Am Rosengarten’ vorschlägt. Das begrüße ich sehr, denn es wird einmal mehr deutlich, dass die Menschen in der Stadt aktiver Teil der Veränderung sind. Als Politik und Verwaltung sind wir gut beraten, den Vorschlag der Anwohnerschaft aufzugreifen. Die Zeit ist reif für eine Entscheidung.“

Die Debatte um Lettow-Vorbeck ist alt. Die Aufarbeitung dessen, was den Herero und Nama in den Jahren 1904 und 1905 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia, angetan wurde, führte zuletzt zur offiziellen Anerkennung als Völkermord. Der damalige Adjutant und spätere General Paul Emil von Lettow-Vorbeck war maßgeblich daran beteiligt. Das hat auch die Diskussionen in Mönchengladbach beflügelt. 

Andere Städte, z.B. Hannover und auch die Geburtsstadt von Lettow-Vorbeck, Saarlouis, haben den Straßennahmen schon vor Jahren gestrichen.

In den letzten Monaten haben Politik und Verwaltung einen Prozess begonnen, um alle Straßennamen zu betrachten und belastete Straßennamen zu identifizieren. „Dieser Prozess ist wichtig und wird weitergehen. Der Konsens der Ratsfraktionen ist ein stabiles Fundament. Da der Fall bei der Lettow-Vorbeck-Straße allerdings klar ist und die Signale aus den Fraktionen eindeutig sind, sollten wir jetzt handeln“, so Heinrichs. 

Zusätzlich zur fachlichen Begleitung durch Experten, die derzeit angefragt werden sowie dem politischen Verfahren, wird auch weiter über die Prozesse informiert und die Bevölkerung eingebunden. 

Die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße soll nun – unabhängig von anderen Umbenennungen, die im Gespräch sind – am 30. Juni vom Rat beschlossen werden.

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