Die Stadt als Wirtschaftsstandort hat für Neuansiedlungen Potential, mehr als vergleichbare Städte mit ungefähr 270.000 Einwohnern. Das ist zunächst nicht ihr eigenes Verdienst, sondern glücklichen Umständen zu danken. Die britische Rheinarmee hat nach ihrem endgültigen Abzug Flächen freigemacht und alles was z.B. im Nordpark entstanden ist, wurde so ermöglicht. Und die Aufgabe des Flughafens Mönchengladbach als Hafen für den Linienverkehr hat hier auch Flächen freigemacht, die Neuansiedlungen von Dienstleistung, Gewerbe und Industrie ermöglich, was nach der Aufgabe der Trabrennbahn noch erweitert wird. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach (WFMG), die gestern die Medien mit dem vertraut machte, was ihr im vergangenen Jahr gelungen ist.

Gleich zu Anfang: Ein Zuwachs um 1.228 Arbeitsplätzeim Bereich Maschinenbau, ein Rekordwert bei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, ein spürbarer Anstieg bei Investitionen in Gewerbe- und Logistikimmobilien und richtungsweisende neue Projekte im Nordpark, stehen auf der Habenseite Ein weiterer Pluspunkt: Die Zentrale der SMS group kam in die Vitusstadt und die damit verbundene Verlagerung von Arbeitsplätze, was sich in der Statistik niederschlug. zum dritten Quartal 2024 in die Statistik einflossen. Der Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen um fast 2.500 binnen eines Quartals (von 104.797 Ende Juni auf den Rekordwert von 107.258 Ende September 2024). Nur, das wird man nicht allein dem Wirken der WFMG zuschreiben wollen.

Das Niveau der Arbeitslosigkeit liegt in Mönchengladbach deutlich über dem Landes- und Bundesschnitt. Das sind Altlasten, die auch noch aus der Zeit stammen, als die britische Rheinarmee und begehrter Arbeitgeber war und noch weiter zurück, als die Textilindustrie aufhörte, Rückgrat der Beschäftigung zu sein. Der Gewinn der SMS Group – einer der großem Player im Maschinenbau – für Gladbach befriedigt auch den OB, Felix Heinrichs, Aufsichtsratsvorsitzender der WFMG bei der Medienkonferenz: „Dies bedeutet eine nachhaltige Stärkung des industriellen Rückgrats der Stadt Mönchengladbach“, so der Oberbürgermeister. „Relevante Kennzahlen des Wirtschaftsstandorts verbessern sich hiermit dauerhaft. Jetzt sehen wir erstmals schwarz auf weiß, wie richtig und wichtig damals das Engagement vieler Akteure war, als es darum ging, die Standortfrage bei SMS zugunsten von Mönchengladbach zu lösen.“
Ungeachtet des Allzeithochs in Sachen Beschäftigung stehen derzeit so viele Arbeitslose in der Statistik wie zuletzt 2015. Die Arbeitsagentur erklärt es damit, dass sich die gesamte Region durch den Braunkohleausstieg in einem der größten Transformationsprozesse Europas befinde, der zusätzlich zu anderen allgemeinen Veränderungsprozessen wie der Digitalisierung abläuft; und dass sich Beschäftigung in unterschiedlichen Branchen eben auch sehr unterschiedlich entwickle. Dazu kommen weitere Faktoren wie eine wachsende Einwohnerzahl der Stadt oder auch die zeitversetzte Aufnahme von Geflüchteten in die Arbeitslosen- bzw. Beschäftigungsstatistik.
Das Gladbacher Tageblatt sprach den OB auf das Phänomen an, dass die Stadt so erheblich mehr Arbeitslose hat, wie andere vergleichbare Großstädte, und dass das nichts ist, worüber man sich freuen kann, aber die Möglichkeiten der Stadtverwaltung sind hier beschränkt, weil Arbeitsvermittlung nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich ist. Der OB verwies auf Beschäftigungsprogramme und die aktive Gewerbeansiedlung, die das Problem in Schach halten könne.
Bei den 52 durch die WFMG betreuten Firmenfällen im Jahr 2024 fanden sich unter anderem acht Expansionen oder Verlagerungen, 16 Neuansiedlungen und 16 Förderberatungen. Speziell die Strukturfördermittel über das Regionale Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP) sind ein Impulsgeber für private Investitionen. „Hier lag das Volumen 2024 zwar erstmals seit fünf Jahren wieder unterhalb von € 10 Millionen“, so Dr. Ulrich Schückhaus, Vorsitzender der WFMG-Geschäftsführung. „Hier wissen wir aber bereits, dass wir 2025 einen Erholungseffekt erleben werden.“ Dass wieder vermehrt Geld in den Markt fließt, beweise auch ein spürbarer Anstieg bei Transaktionen im Bereich Logistik- und Gewerbeimmobilien, der speziell im ersten Quartal 2025 augenfällig geworden sei. „Hier sprechen wir von Neuvermietungen von in Summe weit über 100.000 qm.“
Es gehen wieder neue Gewerbegebiete und -parks in der Stadt an den Start, was lange nicht mehr geschah. Die Vermarktung an der Käthe-Höffkes-Straße ist angelaufen, das Gewerbegebiet Güdderath-West geht in die Bauleitplanung.
Auf dieser Dynamik bein Gewerbeflächen und Unternehmensansiedlungen baut die WFMG strategisch auf: Im Einklang mit der städtischen Gesamtstrategie richtet sich der Blick ab 2025/26 auf die in der Potentialanalyse definierten Zukunftsfelder. Dazu gehören die innovative Textilindustrie, der smarten Maschinenbau, die Datenökonomie und die Kreislaufwirtschaft. Leitprojekte wie die TexTech Startup Challenge, skillzUP oder die Gründungsfabrik Mönchengladbach zahlen messbar auf diese Schwerpunkte ein und verankern die Ziele im operativen Tagesgeschäft. Erste Erfolge zeigten sich etwa bereits im Frühjahr 2025 bei der ersten TexTech Challenge, bei der sechs etablierte Unternehmen aus der Textil- und Bekleidungsindustrie gezielt mit Lösungsanbietern aus dem Startup-Bereich zusammengebracht wurden. „Der Erfolg dieses Formats zeigt mir, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, um wirtschaftliche Innovation in Schlüsselbranchen anzustoßen und die Zukunftschancen des Wirtschaftsstandorts zu erhöhen, richtig ist“, so der Oberbürgermeister.