Neues Rathaus gewinnt Konturen

Das neue Rathaus der Stadt Mönchengladbach läßt sich schon ein wenig ansehen, obwohl der Architektenwettbewerb noch gar nicht ausgeschrieben ist, welcher der Realisierung vorausgeht. Anlass dafür ist, dass die Verwaltung dem Rat ein umfangreiches Paket zuleitet, damit dieser in seiner Sitzung am 19.12.18 positiv dazu Stellung nimmt. Zuvor nimmt sich der Planungs- und Bauausschuss (am 04.12.18) der Sache an. Am heutigen (30.11.18) Freitag stellten Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, Stadtdirektor Gregor Bonin und Beigeordneter Matthias Engel den Medien die Beschlusslage vor.

Um es vorweg zu nehmen: Wenn alles gut läuft, ist das Rathaus Ende 2024 fertig und zum 1. Januar 2025 werden ca. 1.990 Bedienstete ihre Arbeit aufnehmen in einem Gebäude im Stadtteil Rheydt (im jetzigen Rathaus dort arbeiten etwa 600).

Der Neu- Um- und Ausbau wird wohl ungefähr € 161 Mio. kosten. Das ist natürlich kein Pappenstiel, und die Verwaltung hat eine Rentabilitätsprüfung anfertigen lassen, in welche alles eingeflossen ist, was sich rechnen läßt, also auch der Istzustand mit einer Verwaltung, die auf das ganze Stadtgebiet an 26 Standorte verteilt, davon 13 im Eigentum, zum Teil in wenig attraktiven Behausungen, die zuvor für andere Zwecke errichtet wurden und auch gelegentlich regelrecht sanierungsbedürftig sind, manchmal auch überdimensioniert und kommunikationsfeindlich. Hans Wilhelm Reiners, der sich im neuen Venloer Rathaus umsah, hat herausgefunden, dass dort der Standort der Kaffeemaschine ein Ort ist, um dienstliche und andere Probleme zu erörtern. Nur kann man sich nicht sehr eng an Venlo anlehnen, denn die dortige Immobilie entstand auf der grünen Wiese.

Das neue Rathaus in Rheydt kommt in die Innenstadt. Dezentral bleiben werden die Standorte Rathaus Abtei, die Bezirksverwaltungsstellen, das Vitus-Center und die Wilhelm-Straße-Straße. Die jetzigen Verwaltungsstandorte, die zu einer Kernverwaltung zusammengefasst werden, ergeben zum jetzigen Zeitpunkt einen Instandhaltungsrückstau von rund € 83 Mio. In einem Betrachtungszeitraum von 26 Jahren bis zum Jahr 2044 würden € 199 Mio. Sanierungskosten anfallen, wenn die derzeitige Situation unverändert bliebe. Folglich ist ein Neubau wirtschaftlicher als die Fortführung des Bestands.

Das zukünftige Rathaus – die Überlegungen gehen auf einen Ratsbeschluss von 2017 zum strategischen Raumkonzept zurück – soll die Kernbereiche der Verwaltung am einem Platz (jetziges Rathaus Rheydt, Karstadt-Gebäude und Grundstück Stadtsparkasse) konzentrieren. Die Modernisierung und Zentralisierung der Verwaltung wird zu Einsparungen von Raum- und Energiekosten, mehr Effizienz und Barrierefreiheit führen und ermöglicht die Veräußerung von nicht mehr benötigten Flächen sowie die Einsparung von Mietzahlungen für Fremdfinanzierungen.

Das strategische Raumkonzept, das zum jetzigen Zeitpunkt eine Momentaufnahme darstellt und ständig weiterentwickelt werden muss, spiegelt den Leitgedanken der „Wachsenden Stadt“ wider und bietet die Perspektive, die Verwaltung unter den Aspekten Effizienz, Bürgernähe und Service mit attraktiven Arbeitsplatzangeboten zu einem modernen und familienfreundlichen Dienstleister und Arbeitgeber weiterzuentwickeln.

Die Stadtsparkasse wird am Standort des neuen Rathauses zwischen dem jetzigen Rathaus Rheydt und der Kommandantur integriert (kleiner als bisher). Die Stadtbibliothek, ebenso Bestandteil des Gesamtkomplexes, bleibt in ihrer Größe am Standort bestehen. Ziel ist es sie für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen. Dies kann z. B. durch die Integration in eine öffentliche Mall erfolgen, die in der jetzigen Verbindung der Stresemannstraße zum Markt entsteht.

Der geplante Umbau, Sanierung und Neubau beginnt mit dem Umbau des Karstadt-Gebäudes (die Einzelhandelsflächen bleiben jedenfalls erhalten, egal was aus dem jetzigen Kaufhaus wird, wie Gregor Bonin auf Befragen des Gladbacher Tageblatt erklärte), des Rheydter Rathauses und eines Neubaus auf dem Gelände der jetzigen Stadtsparkasse. Mit dem Umzugsmanagement für den ersten fertiggestellten Bauabschnitt soll im Laufe 2020 begonnen werden. Bereits in der temporären Übergangsunterbringung, für die derzeit Alternativen geprüft werden, fließen möglichst viele Aspekte der modernen Bürowelt ein.

Falls der Rat der Vorlage zustimmt, ist ein offener Architektenwettbewerb für den Zeitraum Januar bis März 2019 geplant. Die Preisgerichtssitzung in der 1. Phase ist für den 17.06.19 und eine weitere abschließende Preisgerichtssitzung in der 2. Phase für den 04.11.19 vorgesehen.
Das zu errichtende Rathaus und der fortschreitende Prozess der Digitalisierung, die digitale Transformation, bedingen einander. Die Stadt strebt einen Digitalisierungsgrad von 80 Prozent an. „Wir haben die große Chance, besser zu werden für die Menschen dieser Stadt, bestmögliche Arbeitsbedingungen zu schaffen …“, so der auch für Personal zuständige Matthias Engel.

Wer als Bauherr des Projekts auftritt, ist noch nicht entschieden. Nach einer Empfehlung der Gemeindeprüfungsanstalt soll dies im „Konzern Stadt“ erfolgen: Hier kämen die Stadtverwaltung selber, eine zu gründende Projektgesellschaft oder eine Tochtergesellschaft der EWMG infrage.

Das Foto zeigt den Rahmen für das neue Rathaus, implantiert eine Aufnahme mit (v.l.n.r.) Matthias Engel, Hans Wilhelm Reiners und Dr. Gregor Bonin, entstanden nach der Präsentation der Beschlusslage im Rathaus Abtei.

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