Obdach- und Wohnungslosen helfen

Die politischen Parteien, die im Mönchengladbacher Stadtrat die Mehrheit stellen (SPD, die Grünen und die FDP), nehmen sich der Menschen an, die aufgrund von psychischen Erkrankungen durch das sprichwörtliche soziale Netz gefallen sind und wohnungs- oder obdachlos geworden sind. Darunter hat man sich eine Gruppe vorzustellen, deren Köpfe 200 bis 500 in der Stadt zählen, je nachdem, wie man zählt und was man zählt. Es können allerdings auch deutlich mehr sein, denn diese Zahl nennt das Sozialamt auf Befragen mit Zurückhaltung, denn niemand ist verpflichtet, seine Erkrankung zu offenbaren, noch ein Hilfsangebot anzunehmen. Mit anderen Worten es gibt eine Dunkelziffer, deren Umfang noch nicht einmal geschätzt werden kann.

Obdachlose am Platz der Republik
Szene von der Übergabe des damals neuen Platz‘ der Republik an die Öffentlichlkeit, Foto Archiv

Was sind wohnungslose Menschen? Das sind welche ohne festen Wohnsitz, in der Regel jedenfalls, die bei Verwandten, Bekannten oder in einer Beziehung leben. Die treffen gelegentlich im öffentlichen Raum auf  obdachlose, die dann die Nacht im Freien verbringen, mehr oder weniger geschützt, gerne unter Brücken, weil die Schutz bieten, keine neue Escheinung. Die die so ihr Leben verbringen, kennt man seit urdenklichen Zeiten von den Brücken, welche die Seine in Paris überqueren. Dort gehören sie zum Stadtbild und Fotos von ihnen nehmen Touristen als Andenken mit nach Hause.

In Gladbach war so etwas eine Unterführung, die den Platz der Republik mit dem Stadtteil Eicken verbindet. Diesen Aufenthaltsplatz gibt es nicht mehr, seit die Bahn, welcher das Bauwerk gehört, den Aufenthalt unterband, weil sie die dort vorhandenen Buchten mit Gittern versperrte. Als Grund wurde Brandschutz genannt, es hat immer wieder kleine Brände auf den als Aufenthalts- und Übernachtungsort geeigneten Flächen gegeben, aus Unachtsamkeit verursacht, so heftig, dass die Bahn annimmt, das gesamte Bauwerk sei in Gefahr. Wo die Menschen, die so hier vertrieben wurden, hin wanderten ist natürlich nicht bekannt. Ein Brennpunkt scheint an der Breitenbach- ein anderer an der Tellmannstraße zu sein. Die Leute, die sich hier aufhalten gelten als scheu und meiden den Kontakt mit der Obrigkeit.

In der Beschlussvorlage der Ampel heißt es, die Verwaltung wird beauftragt, ein neues, niedrigschwelliges Hilfsangebot für obdachlose und/oder wohnungslose Menschen mit psychischen Erkrankungen zu entwickeln. Dabei sollen insbesondere Menschen, die sich in das bestehende Hilfesystem nicht integrieren können, ein für sie annehmbares, niedrigschwelliges Angebot erhalten.

Gleichzeitig wird die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit der WohnBau und den Trägern des Projekts „Endlich ein Zuhause“ städtische Potentiale für die Vermittlung von Wohnungen auszuloten. Zusätzlich sollen mögliche geeignete private und gewerbliche Vermieter „beleuchtet“ und in den Dialog einbezogen werden. Ziel ist es, einen stetigen Austausch zu haben, um eine gezieltere Vermittlung von wohnungslosen Menschen in regelhafte sowie eigenständige Wohnstrukturen zu ermöglichen.

Das ist natürlich nicht so leicht zu bewerkstelligen. Vermieterinnen scheuen in der Regel den Aufwand, welchen die Menschen verursachen, die von dem eingangs erwähnten sozialen Netz nicht mehr gehalten werden konnten und dadurch Schaden an der Seele, manchmal auch körperlich davon getragen haben, abgesehen davon, dass die Angst, den Mietzins nicht zu erhalten nicht unbegründet ist. Das Sozialamt zahlt ihn zwar, aber erst auf Zuruf an die Vermieterin direkt. Abgesehen davon, dass natürlich auch Menschen in der Stadt leben, welche die Freizügigkeit der EU nutzen, gelegentlich hier her kommen, um unangemeldet und deshalb ohne soziale Sicherung zu arbeiten.

Die erwähnten politischen Kräfte sagen: Weiterhin sollen öffentliche Räume mit sanitären Anlagen sowie Möglichkeiten für Trinkwasser für obdachlose sowie wohnungslose Menschen ausgewiesen werden. Dabei sollen aktuelle Erkenntnisse der Verwaltung sowie der Obdachlosen-und Wohnungslosenhilfe zu geeigneten bzw. bereits frequentierten Orten ausgewertet werden. Die sanitären Anlagen sollen über Urinale und einzelne Toilettenkabinen hinausgehen, um eine größtmögliche Nutzung zu ermöglichen. Daneben soll es Streetworkern erleichtert werden, Hilfsangebote räumlich zu bündeln.

Wer das den Leuten vorlegt, die das in die Tat umsetzten müssen, falls diese Beschlussvorlage von der Mehrheit im Rat verabschiedet wird, bekommt zu hören: Das wird teuer. Was nicht heißt, dass eine Notwendigkeit verneint wird.

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