Wie der Lebensmittelhandel Gewinne optimiert

Der Preisauftrieb bei den Artikeln des täglichen Bedarfs ist erschreckend. Familien mit zwei, drei Kindern, die nicht zu den Besserverdienenden gehören, sind gezwungen zu rechnen, wie sie über die Runden kommen. Wie die Inflation in die Gänge gekommen ist, wird versucht zu erklären und wird unisono mit steigenden Kosten der Erzeuger und des Zwischenhandels erklärt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, vielleicht auch gar keine. Das liegt daran, dass Preise ein Faktor aus Angebot und Nachfrage sind. Ist die Nachfrage schwach und das Angebot hoch, gehen die Preise zurück, sogar unter die Gestehungskosten, obwohl das eigentlich verboten ist. Das liegt an der Natur der Sache, welcher Händler will schon ohne Umsatz sein? Die Nachfrage ist zur Zeit allerdings eher superstark, müssen doch viel mehr Menschen mit Lebensmittel versorgt werden, als zuvor. Die Folgen sind spürbar am Portemonnaie, bei allen, außer bei denen, die immer in Saus und Braus leben.

Mit dem, was der Markt so hergibt, sind so manche Händler noch nicht zufrieden. Listenreich lassen sie sich etwas einfallen, um noch mehr rauszuschlagen. Lidl, z.B. hat sich eine Einkaufsapp entwickeln lassen, mit der versprochen wird, die Kundschaft könne beim täglichen Bedarf sparen. Das geht – wenn man die App auf dem Samartphone installiert hat -, indem man Coupons aktiviert, die an einen Artikel gebunden sind, der dann mit einem Rabatt verkauft wird. Manchmal gibt es auch Sachen gratis, wenn man eine bestimmte Summe Umsatz macht. Und in der Anfangsphase gab es noch Gewinnspiele, bei der richtig wertvolle Sachen zu gewinnen waren, so erreichte die App Reichweite. Davon hat man sich inzwischen verabschiedet.

Das mit den Rabattcoupons funktioniert manchmal, manchmal auch nicht. Bei Reklamation bekommt man zu hören, man habe nicht den Artikel gekauft, der rabattiert war, sondern einen ähnlichen. So fühlt sich der Kunde schuldig, obwohl er eigentlich veräppelt wurde. Da Sache könnte Methode sein, jedenfalls gefühlsmäßig. Egal, so steigert der Lebensmittelmulti jedenfalls seinen Gewinn.

Das kann einem natürlich auch bei anderen Discountern oder im Supermarkt passieren. Man kauft eine Sache aus dem Regal, das mit einem bestimmten Preis ausgezeichnet ist und an der Kasse ist es ein anderer. Manchmal hilft reklamieren, dann wenn soeben die Preise angehoben wurden und die Auszeichnung am Regel noch die andere war. Manchmal kriegt man aber auch zu hören, man habe sich vergriffen. Der erwartete Preis gehöre zu einem Artikel, der daneben steht. 

In den beiden genannten Fällen ist eine Reklamation anhand des Kassenbons am Point of Sale natürlich möglich. Hat man die App von Lidl installiert, ist das nicht möglich. Da gibt es noch ein trickreiches Tool. Nur wenn man den gedruckten Kassenbon ausschaltet und sich mit einem virtuellen zufrieden gibt, lässt sich das Feature aktivieren, d.h. man kann gar nicht im Laden kontrollieren, ob die Preisangaben im Regal mit denen an der Kasse übereinstimmen oder der versprochene Rabatt auch gewährt wurde, denn der elektronische Kassenbon erscheint erst einige Zeit später in der App.

Das leisten sich die großen Lebensmittel- und Drogerieketten. Aber auch der Händler an der Ecke hat sich etwas einfallen lassen, um den Gewinn zu maximieren. Der Kassenbon zeigt nicht an, was man eigentlich gekauft hat. Also, es ist nicht von Bananen auf dem Bon die Rede, auch nicht von Grapefruit  oder Salat. Alles ist Obst und Gemüse, was nicht erlaubt zu kontrollieren, was zu wem gehört und ob der Preis mit dem am Regal übereinstimmt. Anscheinend akzeptiert dies das Finanzamt. Der „mündige“ Verbraucher wechselt den Laden. Das hilft allerdings auch nicht, denn bei dem nächsten ist das auch so oder alles ist unleserlich klein gedruckt.

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