Die Entwicklungsgesellschaft als Bauherr

Die EWMG Entwicklungsgesellschaft der Stadt Mönchengladbach ist in den 20 Jahren ihres Bestehens zu dem geworden, was ihr Name ausdrückt. Sie ist in vielen Bereichen involviert, wo es um das geht, was die Stadt ausmacht. Das geschieht im Auftrag und aus eigenem Antrieb. Vorsitzender der Geschäftsleitung ist Dr. Ulrich Schückhaus.  Er stand der Chefredaktion des Gladbacher Tageblatts auf der Regentenstraße für ein ausführliches Gespräch zur Verfügung. Die Themenkreise waren so umfangreich, dass die Niederschrift in zwei Teilen erfolgte. Zum ersten Teil geht es hier.

2. Teil de Interviews mit Dr. Schückhaus

Ph. M.: Sie haben eben das Stichwort Steinmetzstraße gegeben. Ist das Projekt „19 Häuser“ eigentlich noch aktuell?
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja! Ich bin da vorsichtig optimistisch, dass wir das in trockene Tücher bekommen. Das ist ein komplexes Thema, aufwendig in der Vertragsgestaltung und der Projektabwicklung. Ein Teil der Fläche ist schon in Besitz der Stadt, auf dem anderen Teil muss der Investor entscheiden, wann die Altgebäude, z.B. Haus Westland, abgerissen werden. Ich hoffe, dass wir Anfang nächsten Jahres hier Bagger sehen werden.

Das Projekt „19 Häuser“, wie es sich vorgestellt wird

Ph. M.: Wie ist denn eigentlich der Vermietungsstand in den beiden fertigen Häusern an der Steinmetzstraße, den „Stonecutter Offices“?
Dr. Ulrich Schückhaus: Fangen wir mit dem ersten Objekt an. Da ist der größte Teil der Fläche, ich denke mal 50 Prozent, an die AOK vermietet. Und zum Oktober zieht noch ein weiterer Mieter ein, eine Tochter von uns, die WFMG. 

Ph. M.: Dann sind dort ungefähr drei Viertel der Fläche vermietet?
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja, eine Etage ist dann noch frei.

Ph. M.: Wie steht es mit dem zweiten Haus? 
Dr. Ulrich Schückhaus: In dem zweiten Haus sind Wohnungen vorgesehen. Unten ist der Lidl Markt rein gegangen. Beide Gebäude plus das angrenzende Grundstück sind inzwischen als sogenannter Vorwärtsdeal an einen großen Hamburger Investor weiterverkauft, der sich verpflichtet hat, die beiden noch unbebauten Flächen nach den bestehenden Plänen zu entwickeln. Für die ersten Wohnungen hat man bereits Mieter gefunden, die Nachfrage ist rege.

Ph. M.: Dann sind die Aussichten ja auch ganz gut, dass das Projekt „19 Häuser“ in der Nachbarschaft Wirklichkeit wird. Dann hätte Gladbach ein neues Zentrum.
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja, Mönchengladbachbach hätte damit ein neues Entreé für alle, die am Hauptbahnhof ankommen. 

Ph. M.: Nun gibt es in Mönchengladbach noch ein völlig unerschlossenes Areal, das Gelände des ehemaligen Hauptquartiers. Gibt es dafür Ideen, Pläne?
Dr. Ulrich Schückhaus: Das Hauptquartier ist im Besitz des Bundes und wird aktuell von der Polizei genutzt und für die Unterbringung von Flüchtlingen. Es gibt Überlegungen, Teile des Areals gewerblich nutzbar zu machen. Früher haben hier circa 10.000 Menschen gelebt und gearbeitet. Eine entsprechende Entwicklung muss nachhaltig, d. h. ökologisch und ökonomisch sein. Ich denke, dass wir zur Entwicklung auch Fördergelder aus dem Strukturfonds Rheinisches Revier anzapfen können.

Ph. M.: Könnte man dann hier ein Mischgebiet für Gewerbe und Wohnen entwickeln?
Dr. Ulrich Schückhaus: Wenn wir Wohnen realisieren, müssen wir auch die entsprechende Infrastruktur schaffen – Schule, Kindergarten etc. Da es in der Stadt ausreichend Flächen für Wohnbebauung gibt, sehe ich dies auf dem JHQ-Gelände eher nicht. In städtischen Randlagen werden ja gerade Wohnbereiche entwickelt, z.B. an der Kruchenstraße und am Hamer Weg / Stationsweg. Das macht aus meiner Sicht mehr Sinn, als außerhalb einen komplett neuen Stadtteil aufzubauen. 

Ph. M.: Ich würde gerne noch ein paar Worte zur EWMG wechseln. Sie ist als GmbH im Eigentum der Stadt, ist das richtig?
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja.

Ph. M.: Was setzten Sie im Jahr so um?
Dr. Ulrich Schückhaus: Die EWMG ist jetzt 20 Jahre alt und hat sich inzwischen zu einem kleinen Minikonzern entwickelt mit verschiedenen Beteiligungen, mit 51 % an der Wirtschaftsförderung (die anderen 49% liegen bei Unternehmen in der Stadt), mit 54,8 % am Flughafen Mönchengladbach, mit 43,3 % an der NEW Kommunalholding und an den beiden städtischen Parkengesellschaften „Parken MG“ und „PPG“ (100% bzw 60,6%). Wir sind so in verschiedenen Bereichen aktiv. Mit dem An- und Verkauf von Grundstücken setzen wir im Schnitt rund 18 Millionen Euro im Jahr um. Darüber hinaus sind wir gerade in den Hochbau eingestiegen, z.B. mit dem neuen Bahnhofsgebäude in Rheydt. Wir werden die Stadt in den kommenden Jahren auch in anderen Bereichen entlasten und z.B. Kitas bauen.

Ph. M.: Das heißt, Sie sind bei den genannten Hochbauprojekten Bauherr. Bleiben Sie Eigentümer oder werden Sie die Objekte weiterverkaufen?
Dr. Ulrich Schückhaus: Wir sind erst einmal Eigentümer. Ob wir die Objekte später verkaufen, wird man sehen. Bis 2025 haben wir Baumaßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 65 Millionen Euro geplant.

Ph.M.: Dann ist die EWMG ja mittlerweile ein richtiger mittelständischer Betrieb?
Dr. Ulrich Schückhaus: Absolut. In der Gruppe beschäftigen wir zurzeit circa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und die Aufgaben werden immer komplexer.

Ph. M.: Da ist die öffentliche Hand in einer bessern Situation im Verhältnis zur Privatwirtschaft.
Dr. Ulrich Schückhaus: Das sehe ich nicht ganz so. Unter den gestiegenen Baukosten beispielsweise leiden wir genau so wie alle anderen Unternehmen in der Branche. Und natürlich wird erwartet, dass wir schwarze Zahlen schreiben.

Ph. M.: Schreiben Sie schwarze Zahlen?
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja. Seit 2009 haben wir mit einer Ausnahme immer operative Gewinne erzielt, so dass wir auch die Investitionen stemmen können. 

Ph. M.: Bleibt das Geld im Unternehmen oder führen Sie die Gewinne an die Stadt ab?
Dr. Ulrich Schückhaus: Das besprechen wir jedes Jahr mit dem Kämmerer. Wir haben neben dem operativen Betriebsergebnis auch ein Finanzergebnis, hier schlagen die Dividenden der NEW zu Buche. Diese Position ist variabel, je nachdem, wie viel die NEW erwirtschaftet oder in ÖPNV und Bäder investieren muss. Daher liegt unser Augenmerk auf dem Betriebsergebnis, sodass wir die Summen, die wir investieren auch selbst verdienen.

Ph. M.: Und diese Rechnung geht auf?
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja, dabei schlägt auch unser Geschäft aus Vermietung und Verpachtung zu Buche, mit dem wir inzwischen rund die Hälfte unseres Umsatzes erzielen. Wir haben z.B. das Vitus-Center erworben, den Roller Markt und diverse Einzelhandelsimmobilien in der Innenstadt.

Ph. M.: Auch das Gebäude vom ehemaligen Real in Rheydt?
Dr. Ulrich Schückhaus: Nein (lacht), wir legen an Ankäufe hohe Anforderungen in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit, schauen aber auch auf die strategischen Entwicklungspotenziale der jeweiligen Immobilien.

Ph. M.: Bei der Karstadt-Immobilie hat es sich dann eher gelohnt?
Dr. Ulrich Schückhaus: Ja, auf jeden Fall. Zuerst hat die Immobilie gute Renditen abgeworfen. Jetzt wird sie in den Rathausneubau integriert. Insofern war der strategische Ankauf des Objekts sehr wichtig. 

Ph. M.: Dann darf ich an dieser Stelle Ihnen danken, dass Sie uns so viel Aufmerksamkeit geschenkt haben.

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