Die Steine, die uns stolpern lassen

Erinnerungskultur ist notwendig, da jetzt im Nahen Osten soeben eine Strafexpedition Israels gegen die Hamas stattfindet, die auch viele zivile Opfer fordert, notwendig, um sich vor Augen zu führen, was jüdischen Menschen im Dritten Reich für schreckliches Unrecht widerfahren ist.

OB Felix Heinrichs vor Haus 172 auf der Dünnerstraße

Die damals herrschenden Nationalsozialisten ließen sich von der medizinischen Wissenschaft bestätigen, dass es unwertes Leben geben würde und konnten so ihren Rassenwahn auch denen schmackhaft machen, die dem sonst nicht gefolgt wären und zuließen, dass Nachbarn, Männer, Frauen und Kindern, mit denen sie sich unbeschwert austauschten, plötzlich und unvermutet abgeholt und weggebracht wurden. Manchmal wurde gar die Mutter der Familie entrissen, vom Vater geduldet, die als Halbjüdin deklariert, von der Tochter nicht hinterfragt, die dann viel später im Kleiderschrank eine Todesurkunde ihrer Mutter fand, in einem Konzentrationslager ausgestellt.

Dass es schwer ist, an so was zu erinnern und dass es den Heutigen nicht nur Kopfschütteln sondern Schamröte beschert, liegt auf der Hand. Es ist so belastend, dass man es vergessen möchte, und dass man Vergebung darum erbittet, auch wenn die Heutigen damit ja nichts zu tun haben, nicht an dem Schuld sein können, was damals geschah.

Am Donnerstag, 14. Dezember,  war Gladbachs OB Felix Heinrichs den  ganzen Tag n der Stadt unterwegs, um an 11 Plätzen im Stadtgebiet Gunter Demnig zu begleiten weitere 17 Stolpersteine zu verlegen. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die während der NS-Zeit hier lebten, deportiert und in der Regel getötet wurden, mit einer Begründung, die uns heute absurd erscheint. Bisher sind 335 in Messing gefasste Steine an 102 Stellen in Mönchengladbach für Menschen verlegt, die hier von Ordnungskräften verhaftet, deportiert und später in den meisten Fällen in einem Konzentrationslager ermordet wurden.

Es war ein kalter Dezembertag, der 14.12.23, als sich nachlebende Familienangehörige von Werner Josef an der Dünnerstraße 172 einfanden. Der lebte hier mit seiner Frau und drei Söhnen bis er abgeholt wurde, wie Felix Heinrichs der kleinen Gruppe von Menschen erzählte, die sich hier anlässlich des Tuns versammelte als Gunter Demnig die Steine versenkte, über die wir stolpern.

Stolpern sollten wir aber auch über die Menschen, die in der fraglichen Zeit der Indoktrination widerstanden, die ihren klaren Menschenverstand benutzten und sich voll Abscheu abwandten, wenn jemand von lebensunwertem Leben schwadronierte, die ihr Leben einsetzten, um ihre jüdischen Mitmenschen, aber auch Behinderte, gar Homosexuelle oder Kommunisten, vor den Schergen zu retten. Die gab es nämlich auch, leider viel zu wenige.

Zur Vorberichterstattung geht es hier

close

Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter!

Wenn Sie noch mehr wissen wollen, tragen Sie sich ein für einen kostenlosen Newsletter und erhalten Sie vertiefende Infos zu gesellschaftlichen Entwicklungen, Kulinarik, Kunst und Kultur in Mönchengladbach und am ganzen Niederrhein!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.